
Eine Betrachtung von Carmen Eva Leitmann
Wenn wir an Mut denken, dann hat wohl jeder eine etwas andere Vorstellung davon was mutig ist. Manchen werden als erstes vielleicht Bilder in den Sinn kommen von waghalsigen Sportlern, die von Klippen ins Meer springen, von Surfern die auf meterhohen Wellen reiten, oder von Extremskifahrern. Andere wiederum sehen zu Menschen auf, die es fertig bringen vor einer großen Menschenmenge aufzutreten, um ein Lied zu singen, oder einen selbst gedichteten Vers vorzutragen. Es gehört auch eine große Portion Mut dazu, einem anderen Menschen zu Hilfe zu eilen und erst mal gar nicht daran zu denken, was einem selbst alles dabei passieren könnte. Mit dem Impuls: da ist ein Mensch in Not und ich muss helfen, wird die Angst für einen Moment außer Kraft gesetzt. Je nach Persönlichkeitstyp und aufgrund der eigenen Erfahrungen empfindet jeder etwas anderes als mutig.
Jetzt in dieser Jahreszeit, speziell in den Novembertagen, die in der Astrologie stark vom Sternzeichen Skorpion geprägt wird, kommen noch andere Situationen auf, die Mut erfordern. Es kann sein, dass Themen an die Oberfläche gebracht werden, die ganz tief in uns verankert sind und nicht selten sogar mit Existenzängsten verbunden sind. Dabei kann es sich um Beziehungen, um Heim, Beruf, Finanzen, oder die Gesundheit handeln. Jedenfalls Themen, bei denen man sich nichts sehnlicher wünscht als eine Stabilität, die in der momentanen Zeitqualität jedoch häufig nicht angeboten wird. Mutig ist es in einer solchen Situation nicht vor seinen Gefühlen zu fliehen, sich abzulenken oder mit Aktivitäten im Außen zu versuchen den damit verbundenen Gefühlen zu entgehen. Heilsam ist es im wahrsten Sinne des Wortes „da zu bleiben“ und das was sich bedrohlich anfühlt zu spüren, es auszuhalten. Dabei ist es gar nicht mal nötig, nach einer Lösung zu fahnden. Bleiben und das was ist zu spüren, darum geht es.
So bekommen wir die Möglichkeit uns Themen, die immer wieder auftreten, die Stress machen, oder denen man sich
sogar ausgeliefert fühlt, in der Tiefe anzuschauen. Es geht darum sich ihnen mutig und mit Wahrhaftigkeit zu stellen.
Wenn wir diese Bereitschaft nicht aufbringen, dann würde das auf Dauer betrieben zur Resignation führen und uns von unseren Gefühlen abschneiden. So wird die persönliche Entfaltung in diesen Bereichen gehemmt.
Es ist also durchaus zu empfehlen solche Themen zu durchleben. Sich mit seiner Schwäche zu zeigen und um Hilfe zu bitten, ist hier sozusagen die Heldenreise. Das erfordert eine ganz besondere Form von Mutigkeit.
Es ist leicht an sich selbst und an das Gute im Leben zu glauben, wenn alles gerade so läuft wie wir es uns vorstellen. Es erfordert jedoch Mut, wenn auf der Lebensbühne gerade kein Signal kommt, scheinbar keine Hilfe in Sicht ist und einen große Sorgenplagen, die auch Existenzängste hervorrufen. In einer solchen Situation – sozusagen ohne erkennbare Hinweise wie es weitergehen wird, ganz tief im Innern zu wissen: Alles wird sich zu meinem Besten entwickeln, auch wenn ich es momentan noch nicht erkennen kann, das ist Urvertrauen und sehr, sehr mutig!
Im Laufe der Jahre kommt dann die Erfahrung hinzu, dass es wirklich so ist, und man gewinnt immer mehr Sicherheit.
Was das Leben will ist uns zu einer Art Unerschütterlichkeit hinzuführen, gegenüber
äußeren Lebensumständen, zu einem Urvertrauen, das uns daran erinnert, warum wir zum Beispiel an Gott glauben. So können wir ganz tief im Innern wieder lernen, dass wir
letztendlich vom Leben getragen werden.
Die Meisterschaft des Lebens liegt darin, tief im Innern zu wissen, dass es so ist. Und bis es so ist, führt uns das Leben immer wieder in diese Extremsituationen, um jedes Mal ein wenig mehr, Schicht für Schicht, tiefer vordringen zu können, und immer klarer erfahren zu können, was uns noch daran hindert zu vertrauen. Und wenn wir den Mut haben vor diesen Gefühlen nicht davonzulaufen, weder im ganz praktischen Sinn, noch im übertragenen Sinn, dann wird dadurch die Heilung angestoßen.
November 2018
Siehe auch --> Emotionale
Kompetenz